Heppenheim – eine Stadt mit Geschichte

Die Geschichte der Stadt Heppenheim an der Bergstraße reicht bis in das Jahr 755 zurück und zeichnet sich durch eine große Vielfalt von Menschen, Ereignissen und Entwicklungen aus. Der 1959 gegründete Heppenheimer Geschichtsverein hat damit ein reichhaltiges Betätigungsfeld, auf dem er zahlreiche Aktivitäten entfaltet, die wir Ihnen in den einzelnen Rubriken dieser Internetseite vorstellen möchten. Gerne beantworten wir Ihre Fragen und freuen uns, wenn Sie bei uns mitmachen möchten.
Prof. Dr. Karl Härter (Vorsitzender)

 

Aktuelles und Veranstaltungen

 

Deutschen Mühlentag 2025

Der diesjährige Deutsche Mühlentag findet am 9.Juni (Pfingstmontag) statt.

Auf den Spuren von 800 Jahren lokaler Mühlengeschichte werden bei Führungen die einstige Mühlenindustrie und Mühlenkultur anschaulich gemacht. Heppenheim mit seinen Stadtteilen war mit mehr als 80 Mühlenstandorten, davon mindestens 60 Wassermühlen, über Jahrhunderte hinweg eine Mühlenhochburg und Stadt der Mühlen. Ein Rundweg mit 23 Stationen führt zu 13 Standorten ehemaliger Mühlen, zu Wohnhäusern wohlhabender Mühlenbesitzer, zwei Mühlwehren usw. Dabei besteht die Wahlmöglichkeit zwischen verschieden langen Routen von 2 bis 6,5 km.

An diesem Tag werden zwei kostenlose Führungen auf Teilstrecken des Mühlenrundwegs angeboten:

Führung 1: Wo einst die Mühlen klapperten, von der Altstadt bis zur Schlappenmühle mit Mühlenführer Dr. Hermann Müller, Beginn 14.00 Uhr, ca. 2 Stunden. Treffpunkt: Auf dem Kleinen Markt (Platz neben dem Kunsthandelsgeschäft Meinberg, Wormser Str. 4).

Führung 2: Mühlenführung für Kinder (mit Begleitperson/en) mit den Mühlenführerinnen Pia Keßler-Schül und Inge Schäffauer, Beginn 14.30 Uhr, ca. 1,5 Stunden.

Treffpunkt: Kurfürstenplatz vor dem Kurmainzer Amtshof. Eine Anmeldung zu den Führungen ist nicht erforderlich. Festes Schuhwerk wird empfohlen.

Im „Müllershaus Schindersburg“ (Siegfriedstraße 104) gibt es von 15 bis 18 Uhr zahlreiche Aktivitäten und ab 16 Uhr ist die „Strooßewärdschaft“ der Heppenheimer Altstadtfreunde e. V. in und vor dem Marstall des Kurmainzer Amtshofes geöffnet. Dort wird um 17 Uhr ein Mühlen-Quiz mit anschließender Preisverleihung gestartet. Hauptgewinn ist das Buch „Mühlenhochburg Heppenheim“.

80. Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus: Gedenkstunde an der Erinnerungsstätte für Zwangsarbeiter

Am 8. Mai 2025 haben der Heppenheimer Geschichtsverein, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Förderverein Kulturdenkmal Alte Synagoge und der Initiativkreis „Erinnerungsstätte Zwangsarbeit in Heppenheim“ mit einer gemeinsamen Veranstaltung an der Erinnerungsstätte für Zwangsarbeiter im ehemaligen Tonwerk an den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert. In Redebeiträgen unterstrichen Ehrenstadtrat Christoph Zahn als Vertreter des Magistrats, Prof. Dr. Karl Härter als Vorsitzender des Heppenheimer Geschichtsvereins, Franz Beiwinkel für den Initiativkreis, Sabine Fraune für den Verein Stolpersteine Heppenheim, die „Omas gegen Rechts“ und die Initiative „Vielfalt Jetzt!“ die aktuelle Bedeutung des Erinnerns an den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg und die Befreiung von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Diktatur. Übereinstimmend leiteten die Rednerinnen und Redner daraus ab, dass es auch heute noch notwendig sei, sich gegen demokratifeindliche Strömungen und Krieg bzw. für Demokratie und Frieden einzusetzen. Bei der Veranstaltung stellte Mitorganisator Franz Beiwinkel auch die neu errichteten „Steine der Erinnerung“ vor, die die Erinnerungsstätte für Zwangsarbeiter ergänzen und an das ehemalige KZ-Außenlager Heppenheim erinnern.

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Den Redebeitrag „80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus“ von Prof. Dr. Karl Härter zum Nachlesen:

Der 8. Mai 1945 war nicht nur der Tag, an dem Deutschland kapitulierte und der 2. Weltkrieg in Europa endete, sondern auch – wie Bundespräsident Richard von Weizäcker vor 40 Jahren zutreffend betonte – der Tag der Befreiung von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Diktatur durch die Streitkräfte der Alliierten. Denn beides – der 2. Weltkrieg und der Nationalsozialismus – gehören untrennbar zusammen. Hitler und das NS-Regime hatten von Anfang an einen Krieg angestrebt, der am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen begann und nach sechs Jahren als Weltkrieg endete (Sept. 1945 Kapitulation Japans). Dieser Weltkrieg war die Konsequenz und Manifestation der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie und Gewaltherrschaft. Mit dem Kampf gegen den sogenannten Erbfeind Frankreich sollte die Niederlage im Ersten Weltkrieg kompensiert werden; der Überfall auf die Sowjetunion galt einem ideologischen Feind und sollte der Eroberung von Lebensraum im Osten dienen. Der blutige nationalsozialistische Vernichtungskrieg richtete sich mit Vertreibungen/Umsiedlungen, Aushungern, Massenmorden, Bombenterror und unzähligen Kriegsverbrechen auch direkt gegen die Zivilbevölkerung in Europa und Afrika. Damit einher gingen die Massenvernichtung der europäischen Juden, die Versklavung und Ausbeutung von Kriegsgefangenen wie Zivilangehörigen als Zwangsarbeiter und die totale Mobilisierung von Gesellschaft und Wirtschaft zur Führung des Krieges. Die ganze Bevölkerung Deutschlands war in den Krieg und die damit einhergehenden Maßnahmen des NS-Regimes involviert, der von vielen – aber nicht allen – auch befürwortet wurde. Und viele wussten von den damit einhergehenden verbrecherischen Maßnahmen wie Judenverfolgung und Zwangsarbeit.

Die Zahl der Kriegstoten wird auf bis zu 65 Millionen Menschen geschätzt, davon fast 60 Prozent Zivilisten; dazu kommen sechs Millionen durch den Holocaust getötete Jüdinnen und Juden. Bis zu elf Millionen Menschen mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen in den besetzten Gebieten und Deutschland kriegswichtige Zwangsarbeit leisten, an der viele starben. Insgesamt schätzt man die kaum vorstellbare Zahl von 80 Millionen Menschen, die durch Krieg, Verbrechen und Kriegsfolgen zu Tode kamen und für die das nationalsozialistische Deutschland die Hauptverantwortung trägt. Auch Deutschland verlor über 5 Millionen Soldaten und über eine Millionen Zivilangehörige, viele Städte in ganz Europa waren zerstört und die materiellen Schäden und Kosten des Krieges waren riesig.

Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg tobte nicht nur in der ganzen Welt, er reichte auch bis in die kleinsten Winkel Deutschlands, in unserem Fall bis in die Kleinstadt Heppenheim. Da der Krieg untrennbar mit der nationalsozialistischen Ideologie und Herrschaft verbunden war, wirkte er sich auch in Heppenheim aus. Dies gilt keineswegs nur für die Kampfhandlungen und den Artilleriebeschuss im März 1945, der 15 Einwohnern das Leben kostete. In Heppenheim lässt sich das Netzwerk von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Vernichtungskrieg insgesamt aufzeigen: das Kriegsgefangenenlager mit Hunderten verwundeter und zu Tode gekommenen Kriegsgefangenen in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt; das KZ-Außenlager mit bis zu 60 Häftlingen und Zwangsarbeit, an das jetzt die „Steine der Erinnerung“ und Informationstafeln erinnern; die Menschen, die im Tonwerk Zwangsarbeit verrichten mussten und interniert waren; die Verfolgung und Tötung jüdischer Familien und die Zerstörung der Synagoge. Mehr als 700 in Lagern internierte ausländische Gefangene, Zwangsarbeiter und Soldaten aus mindestens sechs Ländern verstarben an den Folgen von schlechter medizinischer Behandlung, Unterernährung und Zwangsarbeit, die meisten im Heppenheimer Kriegsgefangenenlazarett, dem „Hospital Hell“. Mindestens 354 der zuvor dort lebenden psychisch kranken Menschen fielen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktion zum Opfer. Das NS-Regime tötete 29 Heppenheimer Jüdinnen und Juden. Der polnische Zwangsarbeiter Jan Rogacki wurde 1942 durch die Gestapo erhängt; der Obergefreite Ernst Schneider wurde wegen seiner kritischen Äußerungen zu Krieg und Nationalsozialismus von einem Militärgericht zum Tod verurteilt und am 26. Mai 1944 hingerichtet. Gewaltherrschaft und Vernichtungskrieg haben in Heppenheim ihre Spuren hinterlassen und sind nicht vergessen: mehrere Denkmäler wie das hier am Ort, Informationstafeln, Stolpersteine, zahlreiche Publikationen sowie die Aktivitäten von Vereinen und Initiativen erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus.

Heppenheim wurde bereits am 27. März von US-amerikanischen Truppen eingenommen, wobei eine Nachhut der Wehrmacht Artilleriebeschuss mit 15 zivilen Opfern provozierte. Die Befreiung der Stadt vorbereitet hatte eine Gruppe um den Lehrer Dr. Gustav König, die allerdings die erhoffte kampflose Übergabe nicht erreichte. Dennoch hat auch Heppenheim allen Grund, den 8. Mai 1945 als Tag des Kriegsendes und der Befreiung zu würdigen. Denn der 8. Mai 1945 war auch der Neubeginn, um ein freies demokratisches Deutschland aufzubauen, was sich auch für Heppenheim an zahlreichen Beispielen zeigen lässt. König wurde Bürgermeister und eine Ernst-Schneider Straße benannt, ein Gedenkbuch der Opfer angelegt, Entnazifizierungsverfahren gegen zahlreiche Heppenheimer Nationalsozialisten eingeleitet, der Verfassungsausschuß der CDU kam 1947 in Heppenheim zusammen und 1948 wurde hier die FDP gegründet. Diese Erinnerungsstätte hier im Tonwerk dient insofern nicht nur der Erinnerung an nationalsozialistische Gewaltherrschaft und Vernichtungskrieg: Sie ist wie der 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nationalsozialismus auch eine Aufforderung, für Demokratie, Menschenrechte, eine freie Gesellschaft, Frieden und gegen Kriege und Völkermord einzutreten.

Mehr zu diesem Thema finden Sie hier: https://www.geschichtsverein-heppenheim.de/zwangsarbeiter-und-kriegsgefangene-in-heppenheim-waehrend-der-zeit-des-nationaloszialismus.html

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Herzenswunsch erfüllt – Sparkassenstiftung Starkenburg fördert Digitalisierung des Geschichtsvereins

Im Rahmen der Aktion „Jubiläumsspende - Herzenswunsch für Vereine 2025“ erfüllt die Sparkassenstiftung Starkenburg dem Heppenheim Geschichtsverein einen Herzenswunsch: die Anschaffung einer EDV-Ausstattung, um ein digitales Archiv aufzubauen. Durch die großzügige Spendenzusage von 2500 Euro ist es dem Geschichtsverein möglich, einen professionellen Buch-/Dokumentenscanner (DIN A3), ein leistungsstarkes Laptop, einen Farblaserdrucker (Duplex- und Broschürendruck) und Software zur Dokumentenverwaltung (Endnote) anzuschaffen. Damit kann der Geschichtsverein, Broschüren, Fotos und sonstige Materialien digitalisieren und ein digitales Archiv aufbauen. Dieses digitale Archiv kann sowohl online gepflegt als auch über die Homepage des Vereins den Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Der Laserdrucker dient der Vervielfältigung digitalisierter Materialien und der Herstellung von Flyern und Infoblättern. Damit kann der Heppenheimer Geschichtsverein nun in die digitale Zukunft starten – dafür danken wir der Sparkassenstiftung Starkenburg sehr herzlich!

Podcasts des Heppenheimer Geschichtsvereins

„Heppenheimer Geschichte und Geschichten“

Neu online ist die Folge 24. „Heinrich Metzendorf - der Reformarchitekt“. Heinrich Metzendorf wird gerne als der „Baumeister der Bergstraße“ bezeichnet, dessen Werke sowohl in der Industrie- und Zweckbauarchitektur als auch im Bereich des Wohnungsbaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Mit seinem kreativen, innovativen Stil und einem ausgeprägten Sinn für Funktionalität prägte er das Stadtbild und die Baukultur der Region und darüber hinaus. Von imposanten Industriebauten über funktionale Arbeiterhäuser, bis hin zu eleganten Wohnhäusern – Metzendorf verstand es, die Bedürfnisse seiner Zeit mit einer klaren ästhetischen Vision zu vereinen. Dr. Rainer Metzendorf - selbst Architekt und Stadtplaner - beantwortet uns in dieser Podcastausgabe die Fragen zu seinem Großonkel.

In der Folge 23 sind wir etwas andere Wege gegangen: „Das Heppenheimer Centgericht und der endliche Rechtstag des Niklas Dörsam“. Ein Podcast mit Hörspielelementen. Anhand des authentischen Falls des Niclas Dörsam wird in diesem Podcast Geschichte mit atmosphärischen Hörspiel-Elementen kombiniert, welche die Vergangenheit zum Leben erwecken.

Hören Sie doch einmal rein! Hier gelangen Sie zu den Podcasts