Dr. Ludwig Oberndorf (1888-1966) Journalist und jüdische Ehrenbürger
Der Journalist und jüdische Ehrenbürger Dr. Ludwig Oberndorf (1888-1966)
Von Fred Raithel
Dr. Ludwig Oberndorf entstammte einer schon im 18. Jahrhundert in Heppenheim nachweisbaren jüdischen Familie. Geboren am 3. April 1888 in Heppenheim wuchs er nach dem frühen Tod seines Vaters Maier Oberndorf im Jahre 1895 in bescheidenen Verhältnissen in den Anwesen Kleiner Markt 4 sowie Darmstädter Straße 8 in Heppenheim auf. Schon früh interessierte ihn der Journalismus, ehe er 1909 ein Studium aufnahm, das er 1913 in Heidelberg mit der Promotion abschloss. Nach einem kurzen Abstecher ins elsässische Straßburg, das damals deutsch war und wo auch der älteste Sohn Ludwig jr. geboren wurde, wanderte er noch im gleichen Jahr mit seiner Verlobten Meta Bischoff und der kleinen Familie nach New York aus. Die Hochzeit folgte 1914, also im Jahr des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. In dessen Verlauf engagierte er sich seit 1916 für die notleidende deutsche Zivilbevölkerung, obgleich die USA im Februar 1917 selbst auf Seiten der Alliierten in den Krieg gegen die Achsenmächte eingriffen. Dieser Einsatz mündete 1927 in die Gründung der deutsch-amerikanischen Konferenz, die allerdings zwischen 1933 und 1945 nunmehr als deutsch-amerikanischer Nationalkongress ihre Tätigkeit ruhen lassen musste. Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler unterstützte er deutsche Juden und verhalf ihnen zur Emigration in die Vereinigten Staaten. Trotzdem blieb er dem Deutschtum immer verbunden und setzte sich gerade in den schwierigen Jahren nach 1933 trotz aller amerikanischen Repressalien auch für seine nicht-jüdischen Landsleute in seiner Wahlheimat ein. In Deutschland vergaß man ihm nie, dass der spätere Chefredakteur und Leitende Direktor (1947 - 1961) der größten deutschsprachigen Zeitung in den USA, „New Yorker Staatszeitung und Herold“, nach 1945 maßgeblich an der Zusammenführung von durch Vertreibung und Kriegseinwirkung auseinandergerissenen deutschen Familien mitwirkte. Auch initiierte er in den USA die Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln (sogenannte Care-Pakete). Dieses Engagement war eines der Motive, ihn am 8. Januar 1954 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse zu dekorieren. Auch seine Heimatstadt Heppenheim ehrte ihren bedeutenden Sohn und verlieh Ludwig Oberndorf am 17. Juni 1963 die Ehrenbürgerrechte. Bereits drei Jahre zuvor spendete er eine Glocke für das Glockenspiel im Heppenheimer Rathaus. Ihre Inschrift ist bezeichnend: „Wer die alte Heimat nicht ehrt, kann die neue nicht lieben“. Im Übrigen war Oberndorf schon um die Jahrhundertwende für Heppenheim einsatzfreudig gewesen und zwar als Mitbegründer und zeitweiliger Vorsitzender des FC Starkenburgia Heppenheim.
Nach der Pensionierung 1961 hielt sich Dr. Ludwig Oberndorf mit seiner Frau häufig an der Bergstraße auf. Er verstarb am 23. Februar 1966. Die Urne mit der Asche wurde am 8. Mai 1966 in Heppenheim beigesetzt.