Georg Friedrich Freiherr von Zentner (1752-1835): Ein bayerischer Staatsmann aus Heppenheim
von Karl Härter
Georg Friedrich Freiherr von Zentner, der am 20. oder 21. Oktober 1835 im Alter von 83 Jahren in München starb, gehört zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten des Königreichs Bayern. Ab 1799 hatte er leitende Ämter in der Regierung inne, entwarf federführend die Verfassung von 1818, war an zahlreichen staatlichen Reformprojekten beteiligt und von 1823 bis 1831 Staatsminister der Justiz.
Aber war er überhaupt ein Heppenheimer? Sein Biograph Friedrich Tiersch schrieb, dass er „am 27. August 1752 bei Heppenheim an der Bergstraße auf Straßheim, einem einzelnen Hofe begüterter Landbesitzer, geboren“ sei. Auch die Deutsche Biographie nennt Heppenheim und das Heppenheimer Sippenbuch widmet ihm einen eigenen Eintrag (Bd. 3, Nr. 8321). vermerkt aber als Geburtsort Straßenheim, ein ehemaliger Weiler, der heute in Mannheim liegt. Getauft wurde Georg Friedrich am 27. August 1752 in der katholischen Kirche von Ladenburg. Dennoch kann er als Heppenheimer gelten, denn seine Mutter Maria Theresia hielt sich womöglich nur zur „Sommerfrische“ auf dem Landgut der Familie bei Straßenheim auf. Ihren Lebensmittelpunkt hatten die Eltern in Heppenheim, wo sie fünf Kinder auf die Welt brachten und 1776 bzw. 1769 auch starben sind. Die Mutter war eine geborene Steinbach(er); ihr Großvater Johann Jakob Valentin hatte das Gasthaus am Markplatz (heutige Liebig-Apotheke) erbaut. Der Vater Franz Friedrich Zentner war Burgmann der Starkenburg. Der ältere Bruder von Georg Friedrich, Johann Zentner, war Stadthauptmann Heppenheims und Wirt im Gasthaus zur Sonne (Posthof); die ältere Schwester Katharina betrieb mit ihrem Mann Georg Löffler bis 1792 den Halben Mond.
Auch Georg Friedrich wuchs in Heppenheim auf, verließ aber bereits als Jugendlicher die Stadt an der Bergstraße, lebte bei seinem Bruder Franz in Mannheim und studierte in Heidelberg Jura. Bereits 1777, im Alter von 25 Jahren, wurde er an der traditionsreichen Universität zum Professor für Staatsrecht ernannt, wo er bis 1799 lehrte und publizierte. Im November 1780 heiratete er die Heidelbergerin Christine von Hoffstadt; aus der Ehe gingen die Kinder Karoline und Franz hervor.
Mit dem Amtsantritt des bayerischen Kurfürsten und späteren Königs Maximilian Joseph begann für den Heppenheimer eine beispiellose Karriere im Staatsdienst von Bayern, das 1806 selbständiges Königreich wurde. Ab 1799 wirkte er in München zunächst als Geheimer Rat, wurde 1807 zum Staatsrat im Innenministerium ernannt, dessen Leitung er auch formal 1819 als Generaldirektor übernahm, übte 1823 bis 1831 das Amt des bayerischen Justizministers aus und übernahm für einige Jahre noch die Leitung des Staatsministeriums des königlichen Hauses und des Äußeren. In seinen zahlreichen Funktionen war Zentner wesentlich am Aufbau des modernen bayerischen Staates und liberalen Reformen beteiligt, darunter im Schul- und Bildungswesen, dem Strafrecht (1813), der Einführung religiöser Toleranz (1818) und vor allem der 1818 erlassenen und bis 1918 geltenden Verfassung des Königreichs Bayern. Letztere hatte Zentner ganz überwiegend ausgearbeitet. Sie gilt als eine der frühen moderne Verfassung in Deutschland, die immerhin eine Volksvertretung mit eingeschränktem Wahlrecht, Gewaltenteilung und für die damalige Zeit fortschrittliche Grundrechte (Freiheit der Person, des Eigentums, der Religion, der Auswanderung, der Presse) etablierte.
Für seine Verdienste wurde Georg Friedrich Freiherr Zentner 1792 geadelt, 1801 in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, erhielt 1810 vom König den Titel eines Freiherren und wurde 1820 zum ersten Ehrenbürger der Stadt München ernannt. In der Kreisstadt an der Bergstraße erinnert freilich nichts an diesen bedeutenden Reformer, Juristen und Staatsmann und seine Heppenheimer Wurzeln.
Literaturhinweis; F. Tiersch, Gedächtnissrede auf Georg Friedrich weil. Freyherrn von Zentner ... München 1837; F. Dobmann: Georg Friedrich Freiherr von Zentner als bayerischer Staatsmann in den Jahren 1799 – 1821, Kallmünz1962
Abb.: Georg Friedrich von Zentner, Druckgraphik v. J.B. Dilger (Bildarchiv Heppenheimer Geschichtsverein)