Günther Metzger (1933-2013)
Von Fred Raithel
Oberbürgermeister in Darmstadt 1981-1993, geboren am 23. Januar 1933 in Heppenheim, eine Woche vor der Machtergreifung durch Adolf Hitler
Über die Kindheit und Jugend von Günther Metzger liegen nur wenige Zeugnisse vor, zumal seine Personalakte bei der Stadt Darmstadt noch gesperrt ist. Unter anderem kann einer Dissertation an der Universität Heidelberg über seinen Vater Ludwig, den ersten Nachkriegs-Oberbürgermeister Darmstadts in den Jahren 1945-1951, jedoch das Nachfolgende entnommen werden.
Am 23. Januar 1933 erblickte er in der Kreisstadt Heppenheim nach einer schweren Entbindung in der Waldstraße 3 das Licht der Welt als ältester Sohn der Eheleute Ludwig Metzger (1902-1993) und Marga Rückert (1905-1981). Jüngere Brüder sind der am 11.1.1939 geborene Bruder Ludwig, später Professor für evangelische Theologie in Darmstadt, sowie der zwei Jahre nach ihm 1935 zur Welt gekommene Eberhard, ebenfalls Notar und Rechtsanwalt dort. Ludwig Metzger war nach gerade absolviertem Studium der Rechtswissenschaften Regierungsassessor beim Kreisamt Heppenheim, wurde aber schon nach kurzer Zeit um Pfingsten wegen seiner Nähe zur seit Ende Mai 1933 verbotenen SPD durch die Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst entlassen. Eine Rolle dürfte in diesem Zusammenhang auch sein freundschaftliches Verhältnis zu dem gleichfalls in Heppenheim wohnhaften jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber gespielt haben. Am 31. Juli 1933 verließ die kleine Familie Heppenheim, wo die Metzgers seit dem 25. Juli des Vorjahres gelebt hatten. Im Januar 1934 eröffnete er sodann eine Rechtsanwaltskanzlei in der Darmstädter Rheinstraße, ehe die Familie im Januar 1943 nach Luxemburg verzog, wo Ludwig Metzger für die Deutsche Umsiedlungs-Treuhand-Gesellschaft arbeitete. Infolge der Entwicklung an der Westfront im Sommer 1944 kehrte man nach Darmstadt zurück und erlebte den schweren Bombenangriff auf die Stadt vom 11. auf den 12. September. Wie durch ein Wunder blieb die Wohnung in der Frankfurter Straße 62 unversehrt, während 78 % der Innenstadt zerstört wurden. Dennoch kam es zu zwischenzeitigen Umquartierung nach Beerfelden. Von dort aus ging es zurück in das am 24. März 1945 von der US-Army befreite Darmstadt, deren erster Nachkriegs-Oberbürgermeister in der Stunde Null der Vater wurde.
Von seinem Vater erbte Günther Metzger Gradlinigkeit, Durchsetzungsvermögen und die Liebe zur SPD. Noch im Studium trat der junge Mann 1956 der Partei bei. Sechs Jahre später nach dem zweiten juristischen Staatsexamen machte er sich in seiner Wahlheimat Trautheim als Rechtsanwalt selbständig. Dort in Traisa begann auch 1964 seine politische Karriere als Gemeinderat und Kreisrat. Zurück in Darmstadt ging es weiter bergauf: Von 1969 bis 1976 vertrat er direkt gewählt die Stadt im Bundestag, zwischenzeitig dort als Stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Maßgeblich partizipierte er in dieser Zeit an der Ostpolitik der Regierung Brandt und erhielt wegen seines maßgeblichen Einflusses auf den Warschauer Vertrag 1970 den polnischen Verdienstorden. Im Herbst 1974, wenige Monate nach der Übernahme des Bundeskanzleramtes durch Helmut Schmidt, war er einer der Mitbegründer des konservativen Seeheimer Kreises. Der Bundeskanzler selbst besuchte Darmstadt am 2. September 1982, wenige Tage vor dem Bruch der sozialliberalen Koalition in Bonn. Als „Konservativer“ stand er in seiner Zeit als Darmstädter Oberbürgermeister von 1981-1993 für das „Darmstädter Gegenmodell“ zur rot-grünen Landesregierung von Ministerpräsident Holger Börner mit dem Grünen Joschka Fischer, was ihn jeglicher Sympathien bei den Stadtgrünen wie auch bei den Jusos beraubte. Aber die Koalition aus SPD, CDU und FDP im Stadtparlament hielt und wählte den sechsfachen Familienvater im Februar 1987 für eine zweite letzte Amtsperiode. 1993 zog sich der nunmehr Sechzigjährige aus der aktiven Politik zurück und kehrte in seinen angestammten Rechtsanwaltsberuf zurück. Verziehen haben ihm die Darmstädter und vor allem der Stadtrat auch seinen einzigen richtigen Fauxpas 1982: Nach dem Aufstieg des SV Darmstadt 98 hatte er dem Verein voller Euphorie eine Flutlichtanlage für 50 000 DM zugesagt, scheiterte damit aber kläglich vor den Stadtgremien. Einen sportlichen Ausgleich verschafften dem Unermüdlichen der Ausdauersport als Langstreckenläufer und Fußmärsche über die Alpenkämme zusammen mit seiner Ehefrau Hilke. Vom Charakter her war Günther Metzger ein jovialer Typ, konnte aber auch hart sein. In der Nacht vom 17. auf den 18. August 2013 verstarb er im Alter von 80 Jahren.